Über Koan

scharfes spitzes Blatt mit TropfenKoans sind überlieferte Wörter, Sätze oder Geschichten, schwer zugänglich, manchmal paradox und dunkel. Diese Übung setzt die Sammlung des Geistes voraus und braucht Anleitung, damit der Übende eins mit dem Koan wird und sich ganz auf seine verwandelnde Kraft einlassen kann. Klassische Koans sind zum Beispiel:

Mu“, „Der Ton einer Hand“ oder: „In einem Brunnen, der nicht gegraben ist, plätschert´s aus einer Quelle, die nicht fließt; jemand ohne Schatten oder Gestalt schöpft dort Wasser.

Die Koan-Praxis lässt das ursprüngliche Herz des Geistes (xin) zum Vorschein kommen. Zur Koan-Praxis gehört das „Dokusan“, ein kurzes Gespräch. In dieser direkten Begegnung zwischen Lehrer und Zen-Praktizierenden, bei dem der Koan durch Handlung ausgedrückt und vollzogen wird. Beide, Lehrer und Zen-Praktizierender, sind leer und bereit für eine unmittelbare Begegnung. In diesem leeren Begegnungs-Feld kann sich das, was durch den Koan realisiert wird, manifestieren. Das kann als erschütternd und befreiend erlebt werden, so als ob ein neuer Morgen abbricht und alles in einem neuen Licht erscheint. Das ist einfach und direkt, wie wenn der Wind durch die Blätter weht oder sich der Mond im Teich widerspiegelt.

Ein Vierzeiler aus dem 12. Jahrhundert drückt das gut aus:

Eine besondere Weitergabe außerhalb der Lehre,
unabhängig von Schriften,
unmittelbares Zeigen auf des Menschen Herz-Geist,
Schau der innersten Natur und Buddha werden.